Familie Mayer Wachenheimer


Die Familie Mayer Wachenheimer

Wanderte, nach kurzem Zwischenstopp in England, mit einem Großteil der Familie 1938 nach Südafrika aus. Mayers Enkelsohn, Erich Rosenstiel ging später von dort aus nach Denver / Colorado in den USA.

In der Rathausstraße 4 wohnte die Familie Mayer Wachenheimer mit ihren Kindern Hermann (*1889), Hugo (*1890), Meta (*1891), Ella (*1893), Selma (*1895), Leo (*1897) und Julius (*1903). Der zuletzt genannte Sohn Julius meldete sich 1924 von Biebesheim nach Mannheim ab. Er starb am 15.11.1991 in Frankreich. Ella zog 1927, vermutlich mit ihrem Mann Gottfried Schwab, nach Kippesheim und emigrierte nach England, wo sie nach 1945 in London starb. Leo Wachenheimer wanderte bereits 1935 nach Südafrika aus. Der Rest der Familie wanderte 1937 nach Südafrika aus.

Mit dem Jahre 1888 wurde die Metzgerei „Mayer“ zum festen Bestandteil der Biebesheimer „Geschäftswelt“ und wurde auch überregional für die gute Qualität ihrer Wurstwaren bekannt. Unter der Woche fuhr sein Sohn Leo Wachenheimer immer für den väterlichen Metzgerbetrieb pfeifend und die Ware geschultert zu den Kunden. Samstags übernahmen solche Botengänge die christlichen Beschäftigten wie zum Beispiel die Biebesheimerin Marie Dörr Charlotte, Lotti genannt, und ihr Bruder Siegbert, genannt Sigi, waren sechs und vier Jahre alt, als ihre Eltern, Leo und Minna beschlossen, Deutschland zu verlassen, um eine sichere Zukunft in Südafrika zu finden. Im Februar 1938 folgten ihnen Leos Vater Mayer, seine Mutter Klara, seine Schwester Selma und deren Sohn Erich. Wie schwer der Familie der Weggang von Biebesheim fiel, lässt sich aus den zahlreichen Briefen herauslesen, die sie nach Biebesheim schrieben oder von dort bekamen. Regelmäßig berichtete man sich gegenseitig Nachrichten aus der alten und neuen Heimat. So erzählte Klara Wachenheimer in einem der Briefe ganz stolz von den vielfältigen Wurstsorten, die ihr Sohn Leo nun produzierte. Leo leistete, noch zu Biebesheimer Zeiten, bei seinem Vater eine 10-jährige Lehrzeit ab, in der er das „Würstchenmachen“ erlernte.

Kaum in Johannisburg angekommen, gründete er Wachenheimer’s, eine erfolgreiche in Familienbesitz geführte Metzgerei für koschere Wurstwaren und einen Lebensmittelladen in Doornfontein. Die Familie lebte in Yeoville, Johannesburg, wo sie anfangs auch viele Familienmitglieder und Freunde beherbergten, die nach und nach in Südafrika ankamen. Lottie und Sigi gingen in Doornfontein zur Schule. Nachdem Sigi die Handelsschule besucht und diese mit der Ausbildung zum Elektriker abgeschlossen hatte, entschied er sich doch für das Familiengeschäft. Im Sommer 1954 wurde er offiziell in Südafrika eingebürgert.

Auch Lottie und ihr späterer Ehemann, Ralph Kramer, ein Apotheker aus Cape Town, entschieden sich für die Arbeit im Familienbetrieb „Wachenheimers“. Man verbrachte viele Stunden im eigenen Betrieb, aber der Einsatz lohnte sich. Die Wachenheimers wurden berühmt für ihren geräucherten Truthahn, der in der ganzen Region begehrt war. 1976 expandierte “Wachenheimers” und zu ihrer Metzgerei kam ein Restaurant, das unter dem Namen „Nosh Bar“ bekannt war. Sigi eröffnete zudem ein weiteres Restaurant in der Long Avenue in Glenhazel, das den Namen “Sigi’s” trug. „Wachenheimers” war zudem das erste Unternehmen, das “Whirly Whip” nach Südafrika importierte, eine Maschine zur Herstellung von koscherem Eis.

Das Unternehmen und die Restaurants bestehen nicht mehr, aber die „kosher pies“ werden immer noch unter dem Namen „Wachenheimers“ produziert. Leo Wachenheimer starb im Jahre 1969. Minna lebte bei ihrer Tochter Lottie bis zu ihrem Tod 1989(90). Lottie und Sigi leben heute noch mit ihren Familien in Johannesburg.


Evangelischer Kindergarten in Biebesheim
Evangelische und jüdische Kinder besuchten den evangelischen Kindergarten.
Auf diesem Foto aus dem Jahre 1902 sind zu sehen:
Selma Wachenheimer-2. Reihe von unten, 2. Mädchen von links, sitzend
Leo Wachenheimer-3. Reihe von unten, 2. von links, stehend
Hermann Goldschmidt-2. reihe von oben, 2.Kind von rechts


Texte aus jüdisches Leben in Biebesheim Fotos Bildrachiv des Heimatmuseums Biebesheim am Rhein